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Ein Münchner im Himmel

Über 15 Jahre ist es nun her, dass Rudolph Moshammer ermordet wurde. Doch vergessen ist der exzentrische Modezar noch lange nicht. Dafür war er viel zu schrill… und gleichermaßen beliebt bei der Münchner Schickeria als auch bei den einfachen Leuten. Er war ja schließlich einer von Ihnen. Ohne großen Anlass, möchte ich heute über ihn schreiben und den Exzentriker uns einmal mehr in Erinnerung rufen. Denn einen Anlass um über Rudolph Moshammer zu schreiben braucht man nun wirklich nicht. Er selber war, ist und wird immer Anlass genug bleiben.

Foto: dpa


Geschichte


Geboren in recht wohlhabenden verhältnissen rutschte seine Familie um den alkoholkranken Vater schnell in die Armut ab. Vom Vater getrennt wuchs Rudolph mit seiner Mutter Else in der Schwabinger Agnesstraße auf. Es war ein besonderes Verhältnis, zwischen Rudolph und Else, sie waren nicht zu trennen und führten auch die Boutique “Carneval de Venise” gemeinsam. Es bedurfter langer, harter Arbeit und auch finanzieller Unterstützung von Bekannten, bis er sein Geschäft auf der Maximilianstraße eröffnen konnte. Das Geschäft und vor allem Rudolph prägte die Münchner Modeszene. Immer in glänzend-schwarzer Perücke, mit einem feinsten schwarzen Schnurrbart über der Lippe und seinem Yorkshire-Terrier Daisy auf dem Arm ließ er sich zeigen. Er besaß im Übrigen vier Hunde nacheinander, die alle auf den Namen Daisy hörten. Daisy selber war immer mit großer Schleife geschmückt. Mutter Else hatte Zeit ihres Lebens violett gefärbtes Haar. Es war ein nun wirklich Aufsehen erregendes Trio auf die Maximilianstraße geraten, dass somit alle möglichen Leute anlockte. Wer es sich leisten konnte, kaufte also im “Carneval de Venise” und reihte sich somit in eine Liste von Leuten wie Arnold Schwarzenegger, Carl XVI Gustaf von Schweden, Roberto Blanco, Thomas Gottschalk, Siegfried und Roy ein. Obwohl mit der Mode quasi verheiratet, leistete sich Moshammer auch Affären in anderen Milieus. So war er Eigentümer des ältesten Münchner Restaurants, dem Gasthaus zur Hundskugel, im altstädtischen Hackenviertel, nahm am deutschen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest teil (den er leider nicht für sich entscheiden konnte) und war in einigen Film- und Theaterstücken zu sehen. 

Foto: dpa


Seine extravagante Art, sein “lautes” Auftreten, sein Sinn für das Schöne im Leben und sein Wirken in den Künsten ließen Ihn in die Herzen der Schickeria wandern. Die Herzen der gewöhnlichen Leute hingegen eroberte er auf eine andere Weise. Niemals vergessen, wo er herkommt, und in Gedenken an seinen obdachlosen Vater war er stets großzügig geblieben. Er vergaß niemals zurückzugeben. So gründete er 2000 die Stiftung „Licht für Obdachlose“, die nach seinem Tod in Rudolph Moshammer Verein Licht für Obdachlose e.V. umbenannt wurde. Er unterstützte die Münchner Straßenzeitung BISS. Zudem übernahm er eine aktive Patenschaft für ein Entzugszentrum für Alkoholkranke. Viele Jahre lang lud er die Obdachlosen der Stadt und Umgebung zu einem großen Weihnachtsessen ein, bei dem er sie auch jedes Mal persönlich beschenkte und verteilte immer wieder mit seiner Mutter gemeinsam Essen und Kleidung an Obdachlose unter Brücken. Er war herzlich und nahm sich Zeit für alle, investierte persönlich Zeit und Arbeit und blieb so für immer, ein Mann des Volkes, einer von Ihnen, einer von uns. 

Auch 15 Jahre nach seinem Tod blickt man gerne darauf zurück, einen wie Rudolph Moshammer in seiner Stadt gewusst zu haben. Er brachte nicht nur Licht, sondern auch viel Farbe in das schöne München wo wir immer einen Platz haben… eventuell sitzt er ja sogar nach wie vor auf der Maximilianstraße, und trifft ab und zu Alois Hingerl, Dienstmann Nr 172 vom Münchner Hauptbahnhof, wie er aus dem Hofbräuhaus stolpert und vergebens das Maximilianeum sucht, um der bayerischen Regierung doch endlich noch die göttliche Eingebung zu überbringen.

Foto: Imago


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